Die Flaschenpost

logo-fp-redaktor-willy

Kleine History der FP 


Allgemeines: In den Statuten des Seemannsclubs der Schweiz sind folgende Punkte über das Cluborgan festgehalten. Es muss die vorgeschriebenen Protokolle in den Statuten veröffentlichen neben seemännischen Artikeln. Die Flaschenpost ist zudem das Bindeglied zwischen den ehemaligen und aktiven Seeleuten und orientiert die Mitglieder über das allgemeine Clubgeschehen.

Nun die Statuten sind am 1.1.1973 in Kraft getreten und die Seeschiffahrt wie auch das Clubleben haben sich in diesen 30 Jahren verändert. Durch etwas Feineinstellung auf verschiedene aktuelle Themen und einem gewissen Mix an Informationen über Schiffahrt in Kurzform und mit Inseraten, kann die Flaschenpost mit der Berücksichtigung der elektronischen Medien trotzdem von Erfolgsresultaten leben. Im folgenden Teil möchte ich die Flaschenpost von seinen Anfängen bis heute etwas vorstellen.

Flaschenpost Nr.: 1 bis 19

Waren in den 50er und 60er Jahren auf den relativ kleinen Seeschiffen noch gegen 40 Mann Besatzung an Bord mit einem grossen prozentualen Anteil an Schweizern, so war auch gesorgt für viele Storys von diesen Seeleuten.

Die Geburtsstunde des Cluborgans war im Juli 1963 in Form eines beidseitig bedruckten und gefalteten A4 Blattes mit drei Inseraten. Als Redaktionsteam waren vermerkt, R. Häusler, J. Meier, G. Rigoni, A. Günther, A. Sägesser und H. Walser. Anfangs erschien das Blatt noch monatlich.
Die Flaschenpost hiess in der Anfangszeit "INTESA Flaschenpost".
Intesa hiess: International seafarers association.

Die Nummer zwei wies dann bereits 6 Seiten auf wovon schon eine Seite Inserate vorhanden war.

Im März 1964 Nr.7 war dann bereits ein bedeutendes Ereignis zu verzeichnen, nämlich der Untergang des Schiffes CARONA in der Nordsee, was die Seitenzahl bereits auf 8 Seiten "anschwellen" liess und den Redaktionsstab auf 4 Mitglieder zusammenschrumpfte. Während dieser Zeit wurden dann viele Schweizerschiffe vorgestellt, es wurde vom Bordleben und vom Clubleben erzählt.

Vom Dezember 1964 bis im Mai 1965 war Sendepause da vermutlich Verschleissmängel des Redaktionsstabes vorlagen. Es gab keine Flaschenpost.

Mit Nr.11 im Mai 65 waren wieder 3 Redaktoren am Werk. Aktuell war diesmal der Clubausweis und alle waren auf eine niedrige Nummer erpicht.

Der Bundesrat wählte in die Seeschiffahrtskommission 1965 folgende Herren:
Dr. A. Schaller, Regierungs- und Nationalrat Basel,
Georges Andre, Präsident Reederei-Verband Lausanne,
Dr. N. Jaquet, Präsident Basler Vereinigung Schweizer Seeschiffahrt Basel,
Charles Keller, Reeder Basel,
Hermann Leuenberger, Nationalrat Zürich,
Dr. Walter Müller, Jurist Basel,
Dir. Hans Plüss, Winterthur und
Dr. Bernhard Wehrli, Zürich.
Eine hochkarätige Kommission.

Mit der Nr.12 kam dann die Einführung des zweimonatigen Erscheinungsturnus mit zwei Redaktionsmitgliedern für die achtseitige Post. Einige der folgenden Ausgaben hatte sich dann auch mit Lohnproblemen befasst was die Reeder umgehend rügten und die Flaschenpost nicht mehr an die Schiffe weitergaben.

Mit der Nr.19 im November 1966 erschien das Cluborgan zum letzten Mal unter dem Intesa-Namen. In diesem vergangenen Jahr beklagten sich die Versicherungen über Rekordschäden und Totalverluste. 154 Schiffe mit 700 000 BRT waren als Totalverluste zu beklagen. Die Versicherungen lieferten auch gleich die Gründe dazu.

- Mangelhafte Ausbildung der Besatzungen.
- Menschliches Versagen
- Maschinenschäden
- Strandungen
- Feuer

Es sieht ganz danach aus, dass der Vergleich zu heute noch fast die gleichen Symptome aufweist trotz des grossem technischen Fortschrittes.

Diese nostalgischen Informationen werden fortgesetzt...

Zum Abschluss des ersten Teiles hier noch zwei Schmunzelgeschichten

Untergang der CARONA

Beim Untergang der CARONA konnten alle Mann das sinkende Schiff verlassen. Tage später wurde die Besatzung dann vom Staatsanwalt befragt.

Ein Matrose erzählte, dass er beim Zusammenstoss an einem gewissen Ort an einer Sitzung war. Der Staatsanwalt wollte wissen was er beim Zusammenstoss genau gemacht habe. Nun sagte er: "Ja ich habe noch einmal kräftig gespült."

Das Schiff sank übrigens sehr schnell, so dass die Spühlerei noch ins Auge hätte gehen können.

GUMMIS FÜR DIE KARIBIK

An einem Sonntag war das Schiff gegen Abend fertig zur Ausfahrt in die Karibik. Bunker, Proviant, Wäsche, alles war an Bord nur die Schiffsapotheke wurde vergessen. Es fehlten gewisse Artikel aus Gummi. Die Läden und Apotheken waren zu, als man noch einen Matrosen an Land schickte. Ein Tipp von einem Apotheker war, dass man es im Spital versuchen solle. Der Matrose erklärte einer Schwester was er einkaufen möchte für das Schiff. Die Schwester war leicht geschockt, aber nach einigen Minuten erschien sie wieder und übergab dem Matrosen ein Stück dieses Utensils. Nun war er richtig geschockt. "Was nur ein Stück"??? " Wir brauchen tausend, wir fahren in die Karibik".

Redaktor Flaschenpost
Willy Rechsteiner

LEICHTE ANTWORT
ANTWORT MIT DENKEN
EHRLICHE ANTWORT
BLÖDE ANTWORT & UNNÖTIGE FRAGEN

Kleine Geschichte der FP, zweiter Teil

Allgemeines: Nachdem ich im ersten Teil auf die Anfänge des Clubheftes und auf die Redaktion eingegangen bin sei hier zur Einführung des zweiten Teils kurz erwähnt was ein Redaktor zu erdulden hat.

Redaktor sein ist ganz leicht!

Man muss sich nur ein bisschen bei den Lesern umhören.

Bringt man Witze, so heisst es man sei albern. Bringt man keine sagen die Leser man sei zu trocken und hätte keinen Humor.

Sitzt man im Büro und wartet auf Nachrichten, heisst es man müsste die Nachrichten eben aufstöbern. Ist man unterwegs so fragt man, wo sich der Redaktor so rumtreibt statt im Büro auf Anrufe und Besucher zu warten.

Werden eingesandte Beiträge nicht abgedruckt weiss man Talente nicht zu schätzen. Druckt man das, heisst es man bringt lauter Käse.

Überarbeitet man ein Manuskript ist man ein Pendant. Tut man es nicht, ist man ein Faulenzer.

Übernimmt man etwas aus einer anderen Zeitung ist man zu bequem selber etwas zu schreiben. Tut man es nicht lässt man nur eigenes Zeugs gelten.

Nun sagt ihr ich hätte das sowieso nur abgeschrieben. Stimmt genau! Aber die haben es auch irgendwo ......Also eine Zeitung machen ist doch wirklich einfach.

Flaschenpost 20 - 30

In den Jahren 1967/68 wurden viele Schweizer Schiffe der kleinen Garde von Keller Shipping vorgestellt. Auch die Surveillance S.A. Genf hatte noch ein Schiff mit Baujahr 1952 vorzustellen, welches unter Panamaflagge fuhr als m/s "Julia".

Die achtseitige Flaschenpost berichtete über die Abwrackung des US atombetriebenen Frachters "Savannah", aber die Italiener haben gerade ein neues in Auftrag gegeben. In Japan wurde unterdessen der grösste Supertanker der Welt vom Stapel gelassen mit 209'300 Tons weitgehend schon automatisiert und einer kleinen Crew von 22 Seeleuten.

Auch die "Torrey Canyon" war ein Thema als der Tanker im Süden von England auflief und auf Anhieb 20 000 Tons Schweröl ausliefen. Die Engländer steckten dann mit Brandbomben das Öl des 118'285 Tonnen-Tankers in Brand und die Ölverschmutzung war riesig.

Die beiden Schiffe "Rhin" und "Rhone" Baujahr 1961 wurden 1967 schon zum zweiten Mal von einer französischen Reederei gekauft und im Südamerikaverkehr eingesetzt.

Die FP gab eine Geschichte preis von einem Schweizer Leichtmatrosen. Während eines normalen Arbeitstages auf See goss er schon am Morgen Alkoholika in sich hinein bis sich fast kein Blut mehr im Alkohol befand. Der Torkelnde wurde ins Bett beordert aber er fand auf der Gangway aussenbords wäre es schöner. Der Kapitän liess Ihn in Eisen legen. Das gerichtliche Nachspiel stellte fest, es war "Störung der Ordnung des Betriebes eines Schiffes". Ende des Arbeitsverhältnisses.

Der Erfinder der vorfabrizierten Liberty-Schiffe im zweiten Weltkrieg, der 85 Jährige Henry J. Kaiser ist verstorben. Er war der viertgrösste Autobauer zu jener Zeit "Willys Overland Co."

Der Club fasst ins Auge in Zürich, Bern und Innerschweiz eine Art Untersektion ins Leben zu rufen, da nicht alle gewillt sind immer nach Basel zu kommen.

Der schweizerische Kurzwellendienst strahlt seine 100ste Seemannspostsendung aus, welche Grüsse an die fahrenden Seeleute in aller Welt ausstrahlt. Grüsse von zu Hause haben meistens den Standartschluss "Schriibsch denn wider emol". Der Initiant dieser Sendung war der verstorbene Funkoffizier Peter Haldemann. Dieses Ding wurde erfolgreich gestartet im Jahre 1959.

In der FP wurde eine Zollliste publiziert um die mit Souvenirs beladenen Seeleute zu "warnen" zum
Beispiel:

Elfenbein pro kg Fr. 6.-
Zigarren /kg Fr. 20.-
Seide / kg Fr. 8.-
Ein Radio / kg Fr. 2.-
Spirituosen / kg Fr. 16.- (Whisky )

An der GV 1967 wurde ein neuer Präsident gewählt. Anstelle H. Bürgin kam R. Häusler und das «Öbeli» anderntags war ein Hit.

In Zürich Bern und Innerschweiz wurden Treffen für Seefahrer organisiert.

Es war zu lesen, dass die Weltflotte 1968 118.1.mio Tons Brutto erreicht hat. Und die Engländer haben Devisen-Einnahmen von exportiertem Whisky nach USA von 64 mio. Pfund eingenommen. (14.5%)

In Nr. 27 konnten die Inserenten profitieren. Es wurde eine ganze Seite Inserate gleich 2x abgedruckt. Vielleicht als Werbung, da die Preise neu festgelegt wurden.

USA bringen neue Rettungskapsel für Schiffe auf den Markt. Die "Queen Elisabeth ll" wurde vom Stapel gelassen und die "United States Line" haben Hamburg zum Containerhafen auserkoren.

Der erste Witz in der FP existiert heute noch, nämlich vom Huhn das überfahren wurde und die Bäuerin sagte, dass sie «keine so flache Hühner» hätten.

In der Nr. 30 war zu lesen, dass die Norweger erste weibliche Matrosen ausbildeten. Bis anhin waren Frauen nur für spezialisierte Arbeiten auf Schiffen eingesetzt worden.

Die Redaktion hat sich mit 8 Seiten und dem Team von 3 Mann bis zu diesem Zeitpunkt nicht verändert.

Zu guter Letzt noch eine heisse Geschichte eines Bremer Matrosen der 1940 in Heimaturlaub kam. In der Arbeit war er Klasse aber sonst vielfach wütend und grollte immer gegen jemandem. Er war Priemschicker oder Tabak Kauer und konnte sein Gekautes am Ende mit grosser Präzision auf ein relativ kleines Ziel in ziemlicher Weite spucken.

Als er in seinem Heimatstädtchen von See eintraf stand alles Spalier und es wimmelte von Hakenkreuzen. Er drängte sich in vorderste Position. Als seine Umgebung in Ekstase geriet und anfingen Führer, Führer zu schreien und teilweise umkippten blieb er ruhig und schaute sich das Gesicht genau an. Im Trubel ist niemandem aufgefallen als sich der Führer das rechte Auge und den Schnauz wischte. Es war ein Volltreffer mit dem Tabakmümpfel des Matrosen Bassermann.

In eigener Sache mit Humor. Jahrelange Arbeit für den Club ohne Entgelt muss jetzt auf- hören. Die kostenlosen Dienstleistungen werden jetzt zu günstigem Tarif berechnet.

TELEFONATE/GESPRÄCHE LEICHTE ANTWORT FR. 2.-
ANTWORT MIT DENKEN FR. 5.-
EHRLICHE ANTWORT FR. 10.-
BLÖDE ANTWORT & UNNÖTIGE FRAGEN FR. 15.-
     
ALLG.DIENSTLEISTUNGEN SCHULTERZUCKEN FR. 1.-
DUMMES GESICHT FR. 2.-
SAUDUMMES GESICHT FR. 4.-

Willy Rechsteiner

Willy

 

 Abnehmender Mond Sept. 2003

scs-flag

TOP

Home

back